Pressetexte

Stresstest bestanden: Von der Frauengesundheitsbewegung zur modernen Familienbildung

Wir feiern am 4. und 5. Juli unser 35-jähriges Jubiläum in der Günthersburgallee 14 H - Freitagnachmittag ab 16.30 mit einem Festakt, Samstag von 10 bis 17 Uhr mit einem Tag der offenen Tür für Eltern und Kinder.

 

35 Jahre FGZ - das bedeutet 35 Jahre frauenpolitische Arbeit. 35 Jahre Einsatz für den selbstbestimmten Umgang mit der Gesundheit von Frauen. Die Einrichtung ist vielen in Frankfurt auch als das „Frauengesundheitszentrum e.V.“ vertraut. Das ist auch heute der offizielle Vereinsnahme des eingetragenen Vereins, aber mit zunehmenden Herausforderungen und Erweiterungen passte das FGZ seinen Namen an die jeweiligen Aufgaben in den verschiedenen Standorten an.

Im Nordend fühlen sich die Eltern angesprochen von dem Namen Familiengesundheitszentrum. Auch die Männer sollen sich eingeladen fühlen - und kommen zu dem breiten Kurs-, Beratungs- und Weiterbildungsangebot in der Neuhofstraße und in der Günthersburgallee.

In Fechenheim Süd nutzen Eltern, häufig aus Einwandererfamilien, mit ihren Kindern die Familienbildung des Kinder- und Familienzentrums. Ob Geburtsvorbereitungskurs, Hebammensprechstunde, offenes Müttercafè, Eltern-Kind-Kurse oder Gymnastik und Austauchmöglichkeiten für ältere Frauen: die Kolleginnen bieten ein breites Spektrum rund um das Thema Gesundheit und Familie an. In Fechenheim Nord hat das FGZ einen Weg gefunden, die Aktivitäten als sozialräumliche Familienbildung, mit vielen offenen Angeboten an bestehende Einrichtungen anzudocken. Da ist der Babytreff, das Elternkaffee, das Sprachcafe, die Beratung zum Schulübergang und der Treff Gesundheit 45+. Die enge Kooperation mit der Kita Lauterbacher Straße und mit der Caritas, die ihre Räume zur Verfügung stellen, ermöglicht offene Bewegungsangebote und Austausch für jung und alt; ein Beitrag zum gesunden Aufwachsen in diesem etwas abgehängten Stadtteil jenseits der Hanauer Landstraße.

Das FGZ konnte drei türkische Mitarbeiterinnen gewinnen und als GfG-Familienbegleiterinnen ausbilden, die heute die Arbeit in Fechenheim maßgeblich mitgestalten und gleichzeitig engagierte Fachkräfte und Kontaktpersonen sind.  Die Aktivitäten in Fechenheim Nord können seit einigen Monaten unter dem Namen „Hessisches Familienzentrum“ angeboten werden. Im Frühjahr 2014 hat das Land Hessen die Anerkennung ausgesprochen.

Das FGZ war und ist ein Wegbereiter für frauen- und kindergerechte Geburtshilfe und Familienbildung im Rhein-Main-Gebiet für alle, auch benachteiligte Familien. Es leistet damit auch einen Beitrag zur Inklusion und Integration. Heute zählt das Frauengesundheitszentrum in der Region in und um Frankfurt zu den wesentlichen Familienbildungsstätten in freier Trägerschaft.

Dahin führte ein langer, mitunter steiniger Weg.

Eigene Rechte einzufordern war alles andere als eine Selbstverständlichkeit, als die Gründerinnen des FGZ aus der autonomen Frauenbewegung der 1970er Jahre heraus begannen, in einer männlich dominierten Gynäkologie für eine menschliche Geburtshilfe zu kämpfen. Sie wollten Änderungen im Umgang mit Gebärenden und jungen Eltern herbeiführen.

Die politisch aktiven Frauen aus der Frauenbewegung, die Mütter werden wollten, stritten für mündige, informierte Entscheidungen rund um die Geburt.

Zur Erinnerung: Die Realität in Frankfurts Kliniken wie auch andernorts in der Bundesrepublik hört sich aus heutiger Sicht an wie eine Aufzählung von Torturen.

  • Frauen bekamen oft eine Durchtrittsnarkose und vorher Opiate, wodurch die Wahrnehmung und Erlebnisfähigkeit von Mutter und Kind herabgesetzt wurde.
  • Die Babys wurden den Müttern oft nur für einen kurzen Moment gezeigt und anschließend von Kinderkrankenschwestern mit Flaschenmilch versorgt.
  • Die werdenden Väter waren von der Geburt ausgeschlossen und warteten vor der Kreißsaaltür.

Mit persönlichen Erfahrungen von alternativen Geburten ambulant oder zu Hause und Erfahrungen aus anderen Ländern (USA, Holland, England)  machten sich die Mitarbeiterinnen des FGZ auf den Marsch durch die medizinischen Institutionen zu einer frauenorientierten Medizin. Aus Aufklärung, Widerspruch, Beharrlichkeit und ganz viel Geduld entwickelte sich unsere Erfolgsgeschichte.

Die Gründerinnen und langjährigen Mitarbeiterinnen des FGZ, die heute das Leitungsteam bilden, engagierten sich an vielen Stellen: Hier einige herausragende Aktivitäten:

  • Nach der Gründung 1979 des FGZ in der Hamburger Allee vernetzten sie sich bundesweit mit Gleichgesinnten und traten der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung bei, um die Öffentlichkeit über eine menschlichere Geburtshilfe und ein Aufwachsen in Liebe und Geborgenheit aufzuklären.
  • 1992 gründeten sie mit einer Gruppe von Hebammen das Geburtshaus in Frankfurt, was möglich war, weil sie kurz zuvor den mit 30 000 DM dotierten Karl-Kübel-Preis für familienfreundliche Arbeit gewonnen hatten.
  • 1994 initiierten sie ein EU-Projekt zur Geburtsvorbereitung von Migrantinnen mit türkischer, spanischer, französischer und englischer Mutter­sprache.
  • 2003/4 koordinierten sie das Projekt „Bitte nicht stören“; für den selbstbestimmten Umgang mit Pränata­diagnostik, an dem sich viele Frankfurter Institutionen beteiligten. Hier ging es um Auswüchse vorgeburtlicher Untersuchungen, die weniger der Gesundheit als vielmehr der Selektion dienen.
  • Ein großer Meilenstein war 2007 der Aufbau der Familienbildung im Kinder- und Familienzentrum Fechenheim in Kooperation mit dem Sozialpädagogischen Verein. Es ist ein Vorbild für eine Reihe von Familienzentren in Frankfurt und arbeitet als Early-Excellence-Center nach englischem Vorbild. Dort wird interkulturelle, niedrig schwellige Familienbildung angedockt an eine Kita mit 100 Plätzen praktiziert.
  • Neben der regelmäßig stattfindenden 2-jährigen Ausbildung von Multiplikatorinnen für „Familienbegleitung von Anfang an“ führte das FGZ viele gut besuchte Fachtage durch: Z.B. in Kooperation mit der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung, Familienbildung und Frauengesundheit e.V. unter dem Titel: “Familienbegleitung - Prävention von Anfang an - Von einem Lebensabschnitt zum nächsten: Begleiten, unterstützen, ermutigen“.
  • Von 2009 bis 2013 lud das FGZ, ausgezeichnet vom Bundesfamilienministerium als Hessischer „Best-Practice“-Standort für „Wertebildung in Familien“ zu diversen Fachtagungen ein mit bedeutenden Referenten wie Maria Aarts (Marte Meo), Herbert Renz-Polster oder Susanne Stöcklin-Meier. Unter dem Titel:“ Werte auf dem Wickeltisch - Wie gute Bindung das Lernen fördert?“ ging es um frühkindliche Bindung als Basis für eine gesunde Entwicklung.
  • Frau Vogel erhielt 2010 als Mitbegründerin und langjährigste Mitarbeiterin stellvertretend für das FGZ die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt für das frauenpolitische Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit.
  • 2010 konnte auch im Riederwald der „Riederwälder Muki-Treff“ starten, ein Treffpunkt für jugendliche Schwangere und Mütter von 14 bis 24, die oftmals besondere Startschwierigkeiten haben.
  • Das Inklusionsprojekt: „Brücken bauen“ – die Einrichtung eines Frühchen- Elterntreff startete 2012. Ein offener Treff für die besonders besorgten Eltern eines Frühchen hilft diesen, alte Wunden aufzuarbeiten und einen guten Weg zu finden. Dazu gehört ein Babymassageangebot speziell für Frühcheneltern mit ihrem Baby.
  • ·         Die Ausweitung der Familienbildung ab 2010 im Sozialraum Fechenheim Nord und nun 2014 die Anerkennung als Hessisches Familienzentrum ist sicher nicht der Endpunkt unserer Erfolgsgeschichte.
  • 2013 startet im Kinder- und Familienzentrum Fechenheim der jüngste von vier Standorten des Frankfurter Frühe Hilfen Projektes „Willkommenstage in der frühen Elternschaft“. Dieses Kooperationsprojekt der Stiftung Polytechnische Gesellschaft mit Frankfurter Familienbildungsstätten und der Stadt Frankfurt richtet sich an so genannte „Schwellenfamilien“, die von der Schwangerschaft bis zum ersten Geburtstag des Kindes mit bindungsfördernden Maßnahmen begleitet und bestärkt werden.

Die Aktivitäten des FGZ konnten wichtige Veränderungen anstoßen: Die Impulse von außen veränderten im Laufe der Zeit die Entbindungsstationen der Krankenhäuser. Mehr noch: Entfacht wurde ein regelrechter Wettbewerb um die besten Voraussetzungen für einen „sanften Weg ins Leben“, um mit dem französischen Gynäkologen Frédérick Leboyer zu sprechen.

Heute steht werdenden und frischgebackenen Eltern eine Vielfalt vorbereitender Orientierungshilfe zur Geburtsvorbreitung, für Geburt und Nachsorge zur Verfügung. Sie erhalten frühzeitig Rat und Informationen und können wählen unter konkurrierenden Angeboten wie Klinik oder Geburtshaus. Zunehmend trifft das auch für die vielen Einwandererfamilien zu, die auf sie zugeschnittene Informationen erhalten.

Vergessen wir darüber nicht, dass es für all diese Fortschritte der Frauen der ersten Stunde bedurfte. Ihre feministische Perspektive von Individualität im gesellschaftlichen Kontext schuf die Grundlagen dafür mit, die Situation aller Frauen zu verbessern.

Seit langem schon widmet sich das FGZ erweiterten Aufgabenbereichen. Maßgeblich tragen Konzepte der modernen Familienbildung auch den Stempel der Frankfurterinnen. Empowerment heißt der ganzheitliche Ansatz, Eltern und Alleinerziehenden zu helfen, die erste Zeit mit ihrem Neugeborenen bewusst zu erleben. Und sie in einer biografischen Umbruchphase, die sie im Vorfeld kaum einschätzen können und deswegen vielfach ängstlich sind, zu stärken, zu beraten und zu vernetzen.

Das geschieht in Familienbegleitkursen, den sogenannten „Fabelkursen“ (familienzentriertes Baby-Eltern-Konzept) im Nordend oder in den offenen Treffs mit Elementen aus Fabel in Fechenheim: Während des ersten Lebensjahres werden Kinder mit ihren Eltern professionell begleitet.

Im Mittelpunkt der Kurse stehen spielerische Körper- und Sinneswahrnehmung für die Babys in einer Atmosphäre von Geborgenheit und Wärme. Ganz wichtig ist auch das regelmäßige und offene Gespräch der Eltern untereinander.

Das Kurskonzept boomt auch über Frankfurt hinaus. Inzwischen arbeiten im FGZ über 60 Mitarbeiterinnen. Das Know How der zertifizierten GfG-Familienbegleiterinnen als erfahrene Mütter kommt der Kursarbeit zugute. Gleichzeitig entwickeln sie sich beruflich weiter und bauen ihre Angebote aus, wenn ihre Kinder größer werden. Auch geben Pädagoginnen, Physiotherapeutinnen, Yoga-Lehrerinnen, Kinderkrankenschwestern und Psychologinnen ihr Wissen weiter.

Längst reichte der Platz im 1989 bezogenen Hauptsitz in der Neuhofstrasse nicht mehr aus. Dieses Hinterhaus in der Günthersburgallee wurde hinzugemietet. Auf einer Fläche von etwa 400 Quadratmetern finden Eltern im Nordend Unterstützungsangebote auch in Problembereichen ihres Lebens. Gruppen wie „Leere Wiege - für trauernde Mütter“ oder „Blue Sisters“ bei postnatalen Depressionen sind hier beherbergt.

Fürs Wohlfühlen durch Bewegung und Entspannung hat sich das FGZ breites Wissen angeeignet: So gibt es neben dem vielfältigen Kursangebot auch spannende Elternseminare über Mehrsprachigkeit, Babyschlaf oder gesundes Wohnen. Nicht zuletzt runden kompetente Beratungen in Übergangszeiten wie z.B. in den Wechseljahren die Angebote ab.

Deshalb hat es sich nach 35 Jahren in Frankfurt herum gesprochen: Es lohnt sich, dem FGZ treu zu bleiben - vom Elternwerden bis zum Älterwerden kommen überwiegend Frauen in die Einrichtung.

Im System der gesundheitlichen Aufklärung und Versorgung der Stadt Frankfurt bildet das Familiengesundheitszentrum einen unverzichtbaren Baustein, von dem Frauen und Familien aller Kulturen profitieren.

Die Stadt Frankfurt unterstützt zwar das FGZ kontinuierlich mit finanziellen Mitteln, jedoch klaffen immer wieder finanzielle Lücken und es ist für die Mitarbeiterinnen nicht einfach, das überzeugende Leistungsniveau zeitgemäß weiter zu entwickeln und auszubauen. So ist z.B. zum jetzigen Zeitpunkt unklar, ob der sehr erfolgreich gestartete Gesundheitstreff „Fit  nach 45“ in Fechenheim Süd und Nord weiter städtisches Geld bekommt.

Mittlerweile sind es Generationen von Eltern aus sehr unterschiedlichen sozialen Schichten, denen das FGZ aufzeigen konnte, dass mit Kindern zu leben Glück bedeutet - keineswegs automatisch Stress und Verzicht.

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Günthersburgallee 14 H
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